Renditeloses Risiko statt risikoloser Rendite?

Auf der Suche nach Sicherheit setzen viele Anleger auf deutsche Staatsanleihen. Doch aufgrund der weltweiten Risikoaversion ist auch hier die Verzinsung äußerst mager. Der Zinssatz für eine 10-jährige Bundesanleihe liegt aktuell bei etwas über zwei Prozent. Die Gefahr ist groß, auf der Suche nach der risikolosen Rendite ein renditeloses Risiko einzugehen. Warum?

Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise haben die Zinsen sicherer Anlagen historische Tiefstände erreicht. Tages- und Festgeldkonten bieten nur noch minimale Erträge. Nach Abzug von Steuern ergibt sich – selbst bei der derzeit niedrigen Inflationsrate von etwa einem Prozent – real ein Verlust. Doch gerade im Ruhestand soll das Geld nicht nur langfristig sicher, sondern bei Bedarf auch jederzeit kurzfristig verfügbar sein. Börsentäglich veräußerbare Staatsanleihen erscheinen deshalb ideal. Es gibt allerdings ein Problem: Die Effekte fallender oder steigender Zinsen auf die Kursentwicklung von Anleihen werden meist unterschätzt. Steigende Zinsen, so vielfach die Erwartung, machen den Kauf von Anleihen oder die Investition in Rentenfonds eher noch attraktiver.

Das ist jedoch eine vollkommen falsche Vorstellung. Denn maßgeblich für die Wertentwicklung einer Anleihe ist nicht allein die Höhe des Zinskupons, sondern die Kursentwicklung an den Märkten. Diese aber verläuft genau umgekehrt zur Entwicklung der Zinsen. Steigen die Zinsen, sinken die Kurse. Dies kann insbesondere bei Anleihen mit langen Restlaufzeiten zu deutlichen Verlusten führen. Steigt beispielsweise das Zinsniveau am Rentenmarkt bis September 2012 um zwei Prozentpunkte an, würde dies bei einer 10-jährigen Bundesanleihe, die heute mit einem Kupon von 2,25 Prozent erworben wird, zu einem einen drastischen Kursrückgang von über 14 Prozent führen. Selbst wer zwischendurch nicht auf sein Erspartes zurückgreifen muss und die Anleihe bis zur Fälligkeit im Jahre 2020 hält, trägt ein hohes Risiko. Denn die Steuern und der Kaufkraftverlust bei einer angestiegenen Inflationsrate können den Zinskupon von 2,25 Prozent pro Jahr schnell übersteigen.

Im momentanen Marktumfeld ist deshalb auch bei vermeintlich sicheren Anlagen Vorsicht geboten. Ein guter Rentenfondsmanager kann jedoch durch ein aktives Laufzeitmanagement gegensteuern. Er wird in einem steigenden Zinsumfeld die Laufzeiten der in seinem Portfolio gehaltenen Anleihen ständig verkürzen, um negative Kurseffekte zu vermeiden. Aber zur Erfassung des richtigen Zinstrends bedarf es einer sorgfältigen und professionellen Analyse. Ohne diese können auch deutsche Staatsanleihen zu einem renditelosen Risiko statt zu einer risikolosen Rendite führen.