Geldanlage: Auswirkungen des Trump-Sieges

Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat die Demoskopen ebenso überrascht wie das unvorhergesehene Brexit-Votum im vergangenen Juni. Die erste Reaktion der Finanzmärkte war widersprüchlich. Joerg Lamberty von der FVP Gesellschaft für Finanz- und Vermögensplanung erläutert in seinem Gastbeitrag für den VAA Newsletter, welche Folgen der Trump-Sieg auf die Finanzmärkte haben könnte. Außerdem zeigt der VAA-Kooperationspartner, wie Anleger jetzt reagieren sollten.

Als sich der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl abzeichnete, brach der US-Leitindex S&P 500 im Terminhandel zunächst um mehr als fünf Prozent ein. Bereits am Schluss des ersten Börsentages nach der Wahl notierte er wieder deutlich im Plus. Offensichtlich gehen die Marktteilnehmer nach dem ersten Schock davon aus, dass Trump als Präsident seinen radikalen politischen Kurs deutlich mäßigen und die amerikanische Wirtschaft in Schwung bringen wird. Die Finanzmärkte scheinen darauf zu setzen, dass der neue Präsident nach seiner Machtübernahme die Regulierung lockern, die Steuern senken und massive Investitionsprogramme in die Infrastruktur auflegen wird. Zwar kann dadurch das Wachstum der US-Wirtschaft angekurbelt werden, gleichzeitig wird aber auch die Inflation anziehen und die Zinsen werden steigen. Deshalb haben Anleihen bereits deutliche Kursverluste erlitten.

Gefahr steigender Zinsen

Auch wenn eine Belebung der US-Wirtschaft gelingen sollte, werden steigende Zinsen und eine Aufwertung des US-Dollars in vielen anderen hoch verschuldeten Ländern zu massiven Turbulenzen führen. Besonders betroffen sind die Aktien- und Anleihemärkte der Schwellenländer, da hier die Last der vielfach in US-Dollar  aufgenommenen Darlehen bei privaten und öffentlichen Schuldnern zins- und wechselkursbedingt erheblich steigen wird. Es ist aber auch mit einem Rückgang der Preise sämtlicher Vermögenskategorien in China und anderen Teilen Asiens sowie in der Eurozone zu rechnen, weil die Investoren ihre dortigen Anlagen deutlich weniger attraktiv einschätzen werden, sobald sie für risikolose Staatsanleihen in den USA wieder eine höhere Verzinsung erhalten.

Politische Unsicherheiten

Nicht nur steigende Zinsen sondern auch politische Unsicherheiten könnten die Finanzmärkte kurz- und mittelfristig erheblich belasten. Leider sind letztere im Moment besonders hoch: Bereits am 4. Dezember stimmt das italienische Volk über die Verfassungsreform ihres Ministerpräsidenten Matteo Renzi ab und nächstes Jahr finden in den Niederlanden, in Frankreich und in Deutschland nationale Wahlen statt, deren jeweiliger Ausgang möglicherweise auch über den Fortbestand der Eurozone entscheidet.

Risiken meiden

In den letzten drei Jahrzehnten konnten Anleger an den Finanzmärkten erfreuliche Renditen erwirtschaften. Neben dem Rückenwind des sinkenden Zinsniveaus, das die Kurse von Anleihen und Aktien teilweise im Gleichklang nach oben getrieben hat,   war der Trend zur Globalisierung und zur Öffnung des freien Personenverkehrs ein wesentlicher Grund hierfür. Die politischen Rahmenbedingungen, die diese positive wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte begünstigt haben, sind momentan gefährdet. Dafür sind das Brexit-Votum und der Sieg von Donald Trump deutliche Warnsignale. Bis die weitere politische Entwicklung in den USA und in Europa klarer wird, sollten Anleger deshalb Risiken meiden und ihr Portfolio vorerst weiterhin defensiv ausrichten. Dies nicht zuletzt schon deshalb, weil die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken die Preise aller Anlageklassen nach oben getrieben hat, was die Gefahr von abrupten Marktkorrekturen bei geldpolitischen Änderungen deutlich erhöht.

Anlagen breit streuen

Depots mit einer etwas höheren Cash-Quote und einer breiten Streuung defensiver Anlageklassen (kurzlaufende Rentenfonds und marktneutrale Aktienstrategien) aus unterschiedlichen Ländern und Regionen sowie als Beimischung Goldminenaktien- und Rohstofffonds sollten sich auch bei heftigen Turbulenzen als relativ robust erweisen. Falls die Märkte für riskantere Anlagen aufgrund von negativen politischen oder wirtschaftlichen Überraschungen deutlich nachgeben sollten, gilt es Ruhe zu bewahren. Anleger sollten auch dann nicht in Panik verfallen, sondern ihre disziplinierte und antizyklische Investmentstrategie konsequent weiterverfolgen. Sie sollten sich am besten bereits jetzt darauf einstellen, in diesem Fall ihre momentan übergewichteten defensiven Anlagen schrittweise in offensive umzuschichten, um langfristig von den dann wieder gestiegenen Renditeaussichten dieser Anlagen zu profitieren.