Monatskommentar November 2008

Kommentar zur Finanzmarktkrise

Wo stehen wir jetzt – was ist sicher und was ist sehr wahrscheinlich?

Zu Zeit befinden wir uns Mitten in einer der schwersten Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte und es ist sicher, dass die Verwerfungen an den Finanzmärkten erhebliche negative Auswir­kungen auf die Realwirtschaft haben werden. Obwohl einige Stimmen vor den Risiken an den globalen Finanzmärkten gewarnt haben, hat das Ausmaß der jetzigen Krise die Befürch­tungen bei weitem übertroffen. Die bisher in den Depots zu verzeichnenden Verluste sind wenig erfreulich. Trotzdem gilt es jetzt, eine Bestandsaufnahme zu machen und den Blick nach vorne zu richten.

Die globalen Aktienmärkte sind gemessen an den Höchstständen des vergangenen Jahres inzwischen um rund 40% gefallen und damit sind wahrscheinlich bereits die meisten Risiken einer weltweiten Rezession in den Kursen berücksichtigt.

Durch die entschiedenen Eingriffe von Regierun­gen und Notenbanken scheint der drohende  Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems verhindert worden zu sein. Neben beherzten und umfangreichen Stützungsmaßnahmen für das globale Bankensystem haben die Regie­rungen weitere Maßnahmenpakete beschlossen, um eine weltweite Rezession abzufedern bzw. die Konjunktur auf niedrigem Niveau zu stabilisieren.

Wie sich die Aktienmärkte kurz- bis mittelfristig entwickeln werden, kann niemand voraussa­gen. Es ist gut möglich, dass sie von heute aus noch einmal um 20, 30 oder mehr Prozent fallen werden. Es ist aber auch durchaus denkbar, dass die Aktienmärkte nach den Panikverkäufen im Oktober den Tiefpunkt erreicht haben und sich bis zum Frühjahr wieder deutlich erholen.

Sicher ist zumindest, dass die weltweiten Aktienmärkte absolut gesehen jetzt günstig bewer­tet sind und auch günstiger als zu jedem anderen Zeitpunkt innerhalb der letzten 20 Jahre. Und sehr wahrscheinlich ist, wie Warren Buffett jüngst in seinem als Anlage beigefügten Beitrag für die New York Times geschrieben hat, „ dass die Märkte sehr viel höher stehen werden, und zwar gewaltig höher, wenn sich die Wirtschaftsentwicklung dreht“.

Den tiefsten Punkt für den Einstieg in die Aktienmärkte zu treffen funktioniert in der Praxis so gut wie nie und wäre reiner Zufall. Deshalb habe ich mein Depot – auch vor dem Hinter­grund der kommenden Abgeltungsteuer – bereits jetzt so ausgerichtet, wie es langfristig meiner individuellen Risikoneigung entspricht. Dabei habe ich den aktienorientierten Teil etwas höher und den defensiven Teil etwas niedriger gewichtet, als ich es in normalen Zeiten tun würde.

Natürlich kann es sein, dass die Werte in meinem Depot im Laufe des nächsten Jahres um einiges niedriger sein werden als jetzt. Aber für die langfristige Entwicklung meiner Anlagen bin ich sehr zuversichtlich gestimmt: Auf die Sicht der nächsten 10 Jahre erwarte ich von meinen defensiven An­lagen eine durchschnittliche Rendite von 5% und von meinen aktien-orientierten Anlagen eine durchschnittliche Rendite von 9% pro Jahr.

Der legendäre Investor Warren E. Buffett hat in den letzten 40 Jahren nur selten seine Meinung zu den Aktienmärkten öffentlich geäußert. Aber wenn er es tat, wäre es gut gewesen, diese zu beherzigen:

kommentar-2008-11-abb-1

Warren E. Buffets einfache Regel für Aktienkäufe: Kaufe niedrig und verkaufe hoch oder: Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.

kommentar-2008-11-abb-2